Chadwick
Zurich, Switzerland
 
 
“Games don’t make you violent, lag does.”
Favorite Game
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Review Showcase
Assassin’s Creed Odyssey ist wie das Klischee einer Blondine. Bildschön und völlig bescheuert zugleich.

Ein paar Beispiele:

Um Crewmitglieder für das eigene Schiff anzuheuern muss man potentielle Kandidaten einfach niederschlagen. Danach sind sie automatisch "überredet" sich einem anzuschliessen. Man kann auch Questgeber nach getaner Arbeit anheuern, man sieht sie danach nie wieder und sie haben Null Relevanz, aber hey, Hauptsache mein Schiff macht jetzt +1 mehr Schaden.

Ich habe in einer Truhe eine komplette Mannschaft für mein Schiff gefunden. Ja, in einer Truhe. Keine Ahnung, wie die da reingekommen sind, muss jedenfalls etwas eng gewesen sein.

Wenn ich ein feindliches Schiff ramme und dieses zerstöre, kann ich die Überreste des Schiffes plündern. Man kriegt dann beispielsweise +7 Holz, was so viel ist, wie wenn ich auf dem Festland einen kleinen Zweig pflücke.

Ab einem bestimmten Level gibt’s automatisch keinen Fallschaden mehr. Ich kann mich dann von einem Berg 50 Meter in die Tiefe stürzen und mich mit den Händen an der Seitenmauer einer Bastion festkrallen. Oder ich kann 75 Meter in die Tiefe fallen. Da mein Charakter glücklicherweise automatisch 3 Meter vor dem Aufprall eine Rolle macht, überlebte er. Oder ich kann auf dem Pferd 100 Meter in die Tiefe springen und überlebe es. Okay, man muss dem Spiel zu Gute halten, dass man dann realistischerweise immerhin vom Pferd fällt. Übrigens auch automatisch, sobald man durch einen Fluss läuft, der tiefer als einen halben Meter ist.

Ich kann Menschen hinterrücks ermorden, ihnen einen Pfeil in den Kopf schiessen, ihnen den Speer in den Bauch rammen, sie brutal in Flammen stecken, sie vergiften oder sie von einer Klippe schmeissen, aber sobald ich mit ihnen Sex haben könnte, blendet das Spiel sofort aus um meine arme christliche Seele von solch anrüchiger Pornografie zu verschonen. Es ist praktisch das Spiel mit dem meisten Sex ohne jemals Sex zu haben. Ständig kann man Männlein wie Weiblein als Männlein oder Weiblein flachlegen. Es geht dabei aber niemals um Liebe, sondern stehts nur um Triebe. Ich wär’ für ein paar Hiebe für die Storyautoren, tss. Echt jetzt, der Titel ist unglaublich frivol und gleichzeitig extrem prüde. Zwar kann sich Kassandra am Sack einer grossen Statue festhalten um diese äh… zu besteigen, aber Nacktheit ist nun wahrlich ein zu grosses Tabu, welches nicht gebrochen werden darf. Niemals. Selbst wenn es im historischen Kontext sogar Sinn machen würde, diese zu zeigen.

Nun gut, es gibt noch diverse andere Szenen, bei denen ich lachen musste (Auftragsmorde findet man an öffentlichen Anschlagbrettern usw.). Spielmechaniken die null Sinn machen, unfreiwillig komisch und regelrecht dumm sind, aber offensichtlich wollte man den Titel mit aller Kraft auf Casual trimmen. Ubisoft klaute viel aus "Mass Effect", "Shadow of Mordor" und "The Witcher", aber nicht um irgendetwas davon besser zu machen oder um eine Idee weiterzudenken, nein, nur um es belangloser und dümmlicher zu wiederholen. In diesem Sinne ist Assassins Creed Odyssey schlechter und unausgereifter als der vergnügliche Vorgänger. Es ist kindischer, dümmer und noch mehr für den Massenmarkt konzipiert. Meine Fresse, man kann gegen Echtgeld Zeitersparnis kaufen. Sprich, man zahlt Geld für ein Spiel, um dann noch mehr Geld zu zahlen um es weniger lange spielen zu müssen. Lol, Ubisoft! Fairer wäre es wohl, das Spiel einfach kürzer zu machen, aber im Zeitalter der «Games as a Service» -Industrie stehe ich mit sowas natürlich im Abseits. (jep, die Zeitersparnis konnte man sich auch schon im Vorgänger kaufen, ich weiss).

Klingt alles wie ein Verriss, nicht wahr? Es ist nicht so, dass mich die oben genannten Punkte geärgert haben, es ist mehr so, dass es enttäuschend ist wie viel Potential Ubisoft hier achtlos über Bord schmeisst. Das Spiel ist gut, es unterhält (wenn auch zuweilen unfreiwillig), macht Laune und sieht fantastisch aus (allerdings keinen Deut besser als der letzte Teil). Das Werk ist absurd gross und ihr werdet viel Zeit damit verbringen können, Dinge zu tun, die ihr innerhalb des Spiels bereits tausendmal gemacht habt. Ich Depp bin leider Completionist und langsam wird es etwas anstrengend.

Grundsätzlich verdient Assassins Creed Odyssey aber eine Empfehlung. Griechenland ist fantastisch inszeniert und bietet eine extreme Detailverliebtheit.

Schlussendlich wird man den Titel aber bald wieder vergessen, weil er zu beliebig, zu seicht, zu gross ist. In den Gesprächen ist man etwas freier und die Entscheidung des Spielers haben (scheinbar) grösseren Einfluss. Doch wen kümmert das, wenn das Spiel inhaltlich weit von einer Klasse wie "The Witcher" oder den beiden ersten Teilen von "Mass Effect" entfernt ist? Es richtet sich eben an die grosse Masse, möchte es allen recht machen, bloss niemanden vor den Kopf stossen. Wäre es ein Film, dann wohl ähnlich wie "Transformers". Bombastisch inszeniert, erzwungen cool, mit generischen Charakteren und vollgestopft mit Humor, der manchmal peinlich, manchmal flach und im besten Falle leicht amüsant ist. Ein gutes Spiel ohne jemals etwas besonderes zu sein.

Als Fazit reicht einer dieser typischen 08/15 Wertungshinweise: wem die Reihe bisher gefallen hat, dürfte auch mit Odyssey seinen Spass haben. Wer der Reihe noch nie was abgewinnen konnte, der sollte auch hier sein Geld in ein anderes Spiel stecken.
Review Showcase
28 Hours played
Stell dir vor du kommst in eine Halle und siehst am Boden ein Blatt Papier liegen. Daraus schlussfolgerst du nun, dass der 287te Baum im südwestlichen Wald von Edinburgh von William Thomas O’Reilly, am 17. Oktober 1862, um 9:32 Uhr, nach einem Gespräch mit dem örtlichen Pfarrer über die Wasserqualität des lokalen Bieres, gefällt wurde. Willkommen bei «Call of Cthulhu»!

Die beschriebene Szene existiert nicht im Spiel, aber die Tatorte, die immerhin den Grossteil des Spiels ausmachen, funktionieren in 90 Prozent der Fälle exakt nach diesem Prinzip und das Werk ist voll von diesem schwachsinnigen Blödsinn, bei dem ich als pseudo Detektiv Informationen erhalte, die ich unmöglich erhalten würde.

Doch bevor ich die Gründe aufzähle, warum es mir absolut schleierhaft ist, wie die positiven Bewertungen von «Call of Cthulhu» zustande gekommen sind, noch eine kleine Hintergrundinformation: das Spiel wurde ursprünglich von Frogware begonnen («Sherlock Holmes») und danach an Cyanid («Styx») weitergereicht. Offensichtlich wussten beide Parteien aber nicht was sie eigentlich mit dem Titel erreichen wollten, hatten auch das dafür notwendige Budget nicht und scheinen irgendwie auch nicht Willens gewesen zu sein, Ihre Ideen zu Ende zu denken.

Das Spiel behauptet, dass deine Handlungen Konsequenzen haben werden. Ab Mitte des Spiels gibt’s dann plötzlich sogar bedeutungsschwangere Einblendungen der Marke «dies wird dein Schicksal beeinflussen». Das ist de facto gelogen! Alles was du tust, egal wie du es tust, mündet schlussendlich in einer schlichten Ja-Nein Entscheidung. Am Schluss kann der letzte Speicherpunkt neu geladen werden, um das andere konfuse Ende ebenfalls noch zu sehen.

Auch deine Wahlmöglichkeiten in den Dialogoptionen verarschen dich.

Hier ein kleines Beispiel:

Irgendwann fragt dich ein Polizist, ob er dich zu Mr. XY begleiten soll, da dieser Fremde nicht mögen würde und zur Gewalt neigen täte. Es wäre sicherer für dich, wenn du nicht allein gehen würdest. Du beantwortest die Dialogoption mit ja und gehst dann zu Mr. XY, der auch gleich mit einer Axt auf dich zustürmt und dich bedroht. Und was tut der Polizist? Nichts! Der ist nämlich verschwunden und taucht erst wieder auf, wenn du den Konflikt gelöst hast und zur Haustüre gegangen bist. Ob er dich begleitet oder nicht ist völlig egal .

Es gibt noch weiteren Mumpitz. Beispielsweise erhältst du eine Lampe im Spiel, für die du immer wieder Öl brauchst, welches schnell verbraucht ist. Gleichzeitig hast du aber auch ein Feuerzeug welches unendlich Licht spendet und deren Benzin offensichtlich nie ausgeht. Irgendwann erhältst du die Info, dass du ein Monster mit gleisendem Licht blenden kannst, damit es dich nicht tötet. Genau beim Einblenden dieses Hinweises funktioniert dieses Vorgehen jedoch NICHT und du stirbst. Du wirst auch diverse Male übel bedroht, findest aber am Ende heraus, dass du eigentlich schon die ganze Zeit einen Revolver bei dir getragen hast.

Das Spiel ist voller «aber»…

- Die Skills wären eine willkommene Genre-Erweiterung, ABER sind überflüssig und spielen keine Rolle.
- Die Tatorte wären das Herzstück des Spiels, ABER die Rekonstruktionen davon sind hanebüchener Quatsch.
- Die Charaktere wären interessant, ABER die Animationen der Figuren sind grauenhaft ungelenk, befremdlich, künstlich.
- Die (englischen) Sprecher sind klasse, ABER die Dialoge sind stellenweise schwachsinnig. (deutsche Sprecher gibt’s nicht)
- Die Grafik ist sehr atmosphärisch, ABER grob, schlicht und auf Playstation 3 Niveau.
- Die Levels sind stimmungsvoll, ABER die (wenigen!) Schauplätze wiederholen sich immer wieder.
- Die Stealth-Einlagen würden etwas Abwechslung ins Spiel bringen, ABER sind technisch völlig unbrauchbar.
- Die Shooter-Passage hätte den Titel mit Action würzen können, ABER gehört ohne Übertreibung zum Schlechtesten was ich je erlebt habe.

Nichts in diesem Spiel funktioniert wie es soll. Gar nichts. Entweder versagt es auf technischer Ebene (was ich durchaus verzeihen könnte) oder ist unlogisch, blödsinnig, sinnlos, willkürlich und verschenkt. Meistens aber alles davon gleichzeitig. Das Werk wurde im Laufe der Produktion offensichtlich stark reduziert und wirkt an allen Ecken und Enden unvollständig. Als wollte man eine Schleichmechanik integrieren, wurde damit aber nicht fertig. Oder ein Shooter-Level, hatte aber keine Zeit mehr. Oder ein Skillsystem, wusste damit aber nichts anzufangen. Selbst die Story wirkt so als würden Teile daraus fehlen. Die Geschichte ist konfus. Es werden Charaktere eingeführt, bei denen man davon ausgehen muss, dass diese für die Story noch wichtig sein werden und es passiert rein gar nichts. Das Dialogsystem ist wirr und macht nicht das was du willst, beziehungsweise anklickst. Rätsel gibt es eigentlich nicht. Nur Hotspots, welche du finden solltest.


Der Titel ist nur ein Walking Simulator, der viel durch seine düstere und bedrohliche Stimmung kaschieren kann. Wer auch nur ein wenig darüber nachdenkt, was das Spiel tut und was ihm präsentiert wird, der kann unmöglich ernsthaft eine Empfehlung geben.

Das Spiel ist vielleicht etwas für jene, die unreflektiert konsumieren möchten oder einfach Hardcorefans der Werke von H. P. Lovecraft sind. Daran ist sicherlich nichts falsch. Man sollte aber sein Geld sparen oder eher dem kommenden «The sinking City» eine Chance geben, als diesem Murks. Wenn man halbwegs einen gewissen Anspruch an Story und Spielmechanik hat, wird man sein Geld zum Fenster rausschmeissen. Die einzige Empfehlung wäre, allenfalls auf einen Sale zu warten, aber ganz sicher nicht zum Vollpreis zuschlagen. Mehr als 9 Stunden für einen Durchgang wird man nicht beschäftigt sein.
Awards Showcase
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Awards Received
2
Awards Given
Screenshot Showcase
Dishonored 2
1
Comments
Jenny 11 Jul, 2017 @ 9:23pm 
Liebe Grüsse aus Luzern. <3